Zunahme von Mikroerdbeben: Geothermie-Bohrloch in Basel soll geöffnet werden

Gemeinsame Medienmitteilung des Gesundheitsdepartementes Basel-Stadt und IWB Industrielle Werke Basel -- Im Rahmen der laufenden Überwachung des 2011 verschlossenen Basler Geothermie-Bohrlochs hat der Schweizerische Erdbebendienst an der ETH Zürich festgestellt, dass die Seismizität im Umkreis des Bohrlochs wieder angestiegen ist. Das äussert sich in messbaren, jedoch für den Menschen nicht spürbaren Mikroerdbeben, die in jüngerer Zeit vermehrt auftreten. Das Gesundheitsdepartement Basel-Stadt hat deshalb in Absprache mit IWB und dem Amt für Umwelt und Energie verfügt, das Geothermie-Bohrloch kontrolliert zu öffnen, um die Wahrscheinlichkeit eines für die Bevölkerung spürbaren Bebens zu verringern. Die Öffnung soll bis vor den Sommerferien erfolgen.

Im Winter 2006/2007 kam es in Basel durch Einpressen von Wasser in das Geothermie-Bohrloch zu spürbaren Erdbeben bis zu einer Stärke (Magnitude) von 3.4. Nach dem Ende des Geothermie-Projektes im Jahr 2009 wurde das Bohrloch in der Folge im April 2011 verschlossen. Seit 2012 lässt der Kanton Basel-Stadt das Bohrloch durch den Schweizerischen Erdbebendienst (SED) überwachen. Die Experten des SED stehen in regelmässigem Kontakt mit Spezialisten des Gesundheitsdepartementes und der Energieversorgerin IWB, welche Eigentümerin des Bohrlochs ist. Wie von den Experten erwartet, stieg in den darauffolgenden Jahren der Druck am Bohrlochkopf allmählich an, und in den letzten Monaten ist auch die Anzahl von nicht spürbaren Mikroerdbeben wieder deutlich angestiegen. Das stärkste solche Ereignis hatte bisher eine Magnitude von 1.9. Etwa ab einer Magnitude von 2.5 sind Erdbeben für Menschen spürbar.

Zweitmeinung bestätigt Vorgehen

Das Gesundheitsdepartement hat daraufhin weitere Analysen veranlasst sowie Möglichkeiten für Handlungsoptionen und Zweitmeinungen eingeholt. Die Meinungen decken sich: Das Bohrloch sollte wieder geöffnet werden, um kontrolliert Druck abzulassen. Die Experten erwarten mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass die Seismizität nach Öffnen des Bohrloches erneut graduell abnehmen wird, wie dies schon im Zeitraum 2007 bis 2011 beobachtet wurde. Das Gesundheitsdepartement hat deshalb in Absprache mit IWB und dem Amt für Umwelt und Energie verfügt, das Bohrloch zu öffnen, um die Wahrscheinlichkeit eines für die Bevölkerung spürbaren Bebens zu verringern. Die Experten schliessen jedoch nicht aus, dass selbst nach der Öffnung des Bohrlochs in den nächsten Jahren ein spürbares Erdbeben auftreten kann, wobei nach heutiger Einschätzung Schadensbeben unwahrscheinlich bleiben.

Weiteres Vorgehen

Die IWB als Eigentümerin des Bohrloches wird nun in Absprache mit dem Gesundheitsdepartement die weiteren Schritte in die Wege leiten. Zunächst werden die zuständigen Bereiche von IWB mit externer Fachunterstützung das technische Konzept zur Öffnung des Bohrlochs fertigstellen. Dessen Umsetzung sieht eine langsame Öffnung und ein kontrolliertes Ablassen des Drucks vor. Die Verantwortlichen gehen derzeit davon aus, dass sie bis vor den Sommerferien mit dem Öffnen beginnen können. Gleichzeitig wird die seismische Aktivität weiter überwacht. Wie lange die kontrollierte Öffnung des Bohrlochs dauern soll, ist noch in Abklärung. Ist das Bohrloch geöffnet, werden aus ihm Wasser und wenige Gase austreten. Aufgrund der Erfahrungen von 2011 rechnen die Fachleute hauptsächlich mit mineralisiertem Wasser sowie mit Stickstoff. Für den Umgang damit werden die Vorgaben des Gewässerschutzes und der Lufthygiene zu beachten sein.

Weitere Informationen zum Öffnen des Bohrloches werden zu gegebener Zeit folgen.

Sendung Schweiz aktuell vom 29.03.2017.

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